Ein Bericht von Borris aus dem Baumfrei-Team. Unser Mann mit Amphibienerfahrung, der sich auch außerhalb der jährlichen Krötenwanderung im Amphibienschutz engagiert.
Stetig steigt die Zahl natürlicher Gewässer, in die illegal Goldfische ausgebracht werden. Warum das ein höchst brisantes Umweltproblem ist, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.
Ein wachsender Trend hat mittlerweile ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz erfasst: Das illegale Ausbringen von Gold- und anderen Zierfischen in natürliche Gewässer. Ein Trend, der dazu führt, dass in heimischen Laichgewässern ganze Lurchpopulationen zu Grunde gehen. Lurche wie beispielsweise Frösche, Unken, Kröten, Salamander oder Molche. Was im heimischen Gartenteich mitunter funktionieren kann, nämlich die friedliche Koexistenz von Fischen, Froschlurchen und Molchen, funktioniert in freier Wildbahn leider überhaupt nicht. Nur ein paar Goldfische in einen natürlichen Teich oder Weiher geworfen, bedeutet auf einige Jahre das Todesurteil sämtlicher dort lebender Amphibien. Doch warum ist das so und weshalb betrifft es künstlich angelegte Gartenteiche nicht unbedingt?
Keine natürlichen Feinde plus vielfach höhere Reproduktionsrate
Goldfische und andere, asiatische Zierfische in heimischen Gewässern auszusetzen ist leider keine gute Idee. Diese invasiven Fischarten haben hierzulande in Tümpeln, Teichen und vielen Weihern nahezu keine Fressfeinde. Raubfische, wie den Hecht, gibt es nur in fließenden Gewässern, sehr großen Weihern und Seen. Bleibt nur der Fischreiher, der sich womöglich einmal einige Zierfische aus einem Naturteich holen mag. Das reicht aber bei weitem nicht, um deren Überhandnahme zu verhindern. Da Goldfische bis zu zehnmal pro Saison ablaichen, vermehren sie sich explosionsartig. Dagegen paaren sich z. B. Frösche nur einmal jährlich. Erdkrötenweibchen wandern sogar nur einmal alle zwei bis drei Jahre zur Paarung an ihre Laichgewässer (daher sind bei der jährlichen Krötenwanderung grundsätzlich sehr viel mehr Männchen als Weibchen unterwegs). Aus nur einer Handvoll ausgesetzter Goldfische werden in heimischen Amphibienlaichgewässern innerhalb weniger Jahre hunderte bis tausende Exemplare. Das Problem: Diese Fische sind Laichräuber. Sie fressen mit Vorliebe den Laich von Fröschen und Molchen. Den von Erdkröten mögen sie zwar weniger, verschlingen dafür aber später mit Vorliebe deren frisch geschlüpfte Kaulquappen.
Persönlicher Erfahrungsbericht
Als Beispiel möchte ich einen kleinen Waldteich in der Oberpfalz / Bayern aufführen (siehe Foto), den ich seit meiner frühen Jugend kenne und der für seine einmalig große und vielfältige Amphibienpopulation überregional bekannt ist. Noch bekannt ist, denn bald lebt dort kein einziger Lurch mehr. Vor ein paar Jahren hat dort jemand einige Goldfische und Schwarze Schleierschwänze ausgesetzt. Seither nimmt eine nahezu unaufhaltbare Katastrophe ihren Lauf. Mittlerweile wurden aus den ehemals wenigen Fischen mehrere Hundert. Man kann sie an windstillen, sonnigen Tagen, bei ruhiger Wasseroberfläche, mit klarem Blick bis auf den Grund des Waldteichs ungefähr abzählen. Unter anderen Voraussetzungen, bei eher trübem Wetter, Dämmerung oder Dunkelheit, könnte man dagegen meinen, dass weiterhin nur ein paar wenige Zierfische in dem Gewässer vorzufinden wären. Ein Trugschluss.
An dem idyllischen Waldteich treffen jedes Jahr zur Paarungszeit der Amphibien besonders viele Erdkröten ein, daneben einige Molche und mittlerweile selten gewordene Grasfrösche. Deren Laichballen wurden in den letzten Jahren zunehmend weniger. Vor zwei Jahren war dann, nach Abwanderung der Frösche, erstmals überhaupt kein Laich mehr vorzufinden. Den hatten die sich rasant vermehrten Fische da erstmals vollständig aufgefressen. 16 Grasfroschpaare konnte ich damals in einer Nacht beim Ablaichen an dem Waldteich zählen (die Tiere sind nachtaktiv). Die produzierten Laichballen (mehrere zehntausend Eier) überlebten nicht lang. Tagsüber konnte man den Fischen dabei zusehen, wie sie den Froschlaich fressen. Für den gesamten Laich benötigten sie nur etwa eine Woche, dann war restlos alles weg. Bis zum Schlupf der Frosch-Kaulquappen dauert es jedoch mindestens 10 bis 14 Tage. Somit keine Chancen mehr auf Nachwuchs für den Grasfrosch. Ein paar Jahre noch, dann wird auch diese Grasfroschpopulation ausgestorben sein (die letzte mir bekannte in weitem Umkreis). Erdkröten sind dort so zahlreich, dass sie vielleicht noch etwas länger überleben werden. Eines Tages werden aber auch die verschwunden sein und natürlich auch die Molche.
Amphibienschutz ad absurdum
Die während der jährlichen Amphibienwanderung durchgeführte Schutzarbeit an den Krötenzäunen nützt nur wenig bis gar nichts mehr, wenn Eier und Kaulquappen unserer heimischen Amphibien in immer mehr Laichgewässern von exotischen Zierfischen aufgefressen werden. In einem von invasiven Laichräubern befallenen Gewässer ist die jeweilige Amphibienpopulation mittelfristig verloren, da jedes Jahr ältere Lurche wegsterben, für die keine Jungtiere mehr nachkommen. Am Ende versterben dann schließlich auch alle Zierfische, weil mangels Amphibien kein Laich mehr als deren Nahrungsgrundlage produziert wird. Zum Teil kippen solche Gewässer aber auch schon früher komplett um, aufgrund der überhandnehmenden Ausscheidungen der sich rasant vermehrenden Fische. So werden aus amphibienreichen, heimischen Naturgewässern auf einige Jahre große, tote Pfützen.
Leider ist dieses Problem in der Bevölkerung noch immer viel zu wenig bekannt. Es fehlt hier an Bewusstsein, obwohl aufgrund der immer größer werdenden Problematik sich zunehmend auch die Medien mit dem Thema beschäftigen. In den letzten Jahren gab es Berichte über das Amphibiensterben durch ausgesetzte Goldfische von u. a. Süddeutsche Zeitung, Bayerisches Fernsehen und Schweizer Fernsehen. Naturschutzverbände wie WWF Österreich, NABU oder Bund Naturschutz haben auch bereits mehrfach informiert.
Was man tun kann
Wer Gold- oder andere Zierfische übrig hat, kann versuchen, sie mittels Kleinanzeigen, bei anderen Teichbesitzern, bei Züchtern oder im Zoohandel abzugeben. Eine weitere Möglichkeit ist die Anschaffung von Raubfischen, falls der Gartenteich dafür groß genug ist. Auf keinen Fall sollte man überschüssige Goldfische in freier Natur aussetzen. Damit tut man weder den Fischen, noch der Umwelt etwas Gutes. Wer plant einen Gartenteich anzulegen, sollte vielleicht überlegen auf Goldfische zu verzichten. Diese vermehren sich rasant, so dass es schnell zu viele werden können und man dann womöglich nicht mehr weiß wohin damit. Oder man plant direkt Raubfische für den eigenen Gartenteich mit ein.
Wer in heimischen Naturgewässern oder bekannten Amphibienlaichgewässern Gold- oder andere Zierfische entdeckt, sollte dies an lokale Naturschutzverbände (z. B. NABU, Bund Naturschutz) oder die jeweils zuständige Untere Naturschutzbehörde melden. Je nach Anzahl der Fische ist unter Umständen eine Entnahme durch Fachleute und freiwillige Helfer möglich. Dies ist allerdings i. d. R. mit hohem zeitlichem, personellem und finanziellem Aufwand verbunden, weshalb das nur relativ selten gemacht wird. Melden sollte man es trotzdem, vielleicht hat man ja Glück. Außerdem kann ggf. zumindest noch frischer Amphibienlaich durch Naturschützer gesichert und in anderen, noch fischfreien Gewässern ausgebracht werden. So kann ggf. eine Ersatzpopulation in einem neuen Gewässer aufgebaut werden. Frösche oder Kröten direkt umsiedeln funktioniert leider nicht, da sie ein Leben lang jedes Jahr zur Paarungszeit in ihre spezifischen Laichgewässer zurückwandern, in denen sie einmal geboren wurden. Sie verbleiben niemals in fremden Gewässern. Beim Zurückwandern in ihre Heimatgewässer können sie dann Fressfeinden oder dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Daher sollte man nie versuchen Lurche umzusiedeln. Das funktioniert nur mit Laich, solange die Tiere noch nicht geschlüpft sind.
Was läuft im Gartenteich anders?
Warum gibt es Gartenteiche mit Goldfischen, in denen Amphibien erfolgreich überleben? Das hat zwei Gründe. Künstlich angelegte Gartenteiche sind i. d. R. nicht sehr tief und haben, im Gegensatz zu den meisten Naturteichen, oft sehr flache Uferbereiche mit Bepflanzungen. Frösche und Kröten laichen instinktiv in diesen flachen, geschützten Bereichen, wo es Goldfische schwer haben hinzugelangen. Außerdem füttern viele Gartenteichbesitzer ihre Fische. Wenn Fische gefüttert werden, gehen sie nicht mehr an Amphibienlaich, da sie das Fischfutter bevorzugen und sich bereits daran sattfressen. Die erfolgreiche Koexistenz von Goldfischen und Froschlurchen im Gartenteich führt oftmals zu der Annahme, dass asiatische Zierfische auch in natürlichen Gewässern kein Problem darstellen würden. Dem ist aber leider nicht so. Daher bitte keine Goldfische (mehr) aussetzen, falls das schon einmal jemand gemacht haben sollte oder vielleicht noch vorhat. Dieser Artikel soll nicht anklagen, er dient der Aufklärung. Wissen ist Macht!
Wenn Euch dieser Text gefallen hat, wenn er für Euch interessant war und Ihr der Meinung seid, dass er auch andere interessieren könnte, dann teilt ihn bitte. Je mehr Menschen Bescheid wissen, je eher besteht die Chance dem Trend der überhandnehmenden Goldfischaussetzungen entgegenzuwirken.
Vielen Dank!
Borris vom Baumfrei-Team
Biotope schützen und weniger Müll produzieren – mit unserer biologisch abbaubaren baumfrei Bambus Zahnbürste.
Weiterführende Links
“Goldfische verdrängen Amphibien aus heimischen Gewässern“.
Du willst deine Zahnbürsten unverpackt? Nutze den Gutschein-Code "unverpackt" an der Kasse und erhalte zudem 10% Rabatt auf die gesamte Bestellung.Ausblenden
Wie ausgesetzte Goldfische das heimische Artensterben befeuern
Ein Bericht von Borris aus dem Baumfrei-Team. Unser Mann mit Amphibienerfahrung, der sich auch außerhalb der jährlichen Krötenwanderung im Amphibienschutz engagiert.
Stetig steigt die Zahl natürlicher Gewässer, in die illegal Goldfische ausgebracht werden. Warum das ein höchst brisantes Umweltproblem ist, erfahrt Ihr in diesem Beitrag.
Ein wachsender Trend hat mittlerweile ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz erfasst: Das illegale Ausbringen von Gold- und anderen Zierfischen in natürliche Gewässer. Ein Trend, der dazu führt, dass in heimischen Laichgewässern ganze Lurchpopulationen zu Grunde gehen. Lurche wie beispielsweise Frösche, Unken, Kröten, Salamander oder Molche. Was im heimischen Gartenteich mitunter funktionieren kann, nämlich die friedliche Koexistenz von Fischen, Froschlurchen und Molchen, funktioniert in freier Wildbahn leider überhaupt nicht. Nur ein paar Goldfische in einen natürlichen Teich oder Weiher geworfen, bedeutet auf einige Jahre das Todesurteil sämtlicher dort lebender Amphibien. Doch warum ist das so und weshalb betrifft es künstlich angelegte Gartenteiche nicht unbedingt?
Keine natürlichen Feinde plus vielfach höhere Reproduktionsrate
Goldfische und andere, asiatische Zierfische in heimischen Gewässern auszusetzen ist leider keine gute Idee. Diese invasiven Fischarten haben hierzulande in Tümpeln, Teichen und vielen Weihern nahezu keine Fressfeinde. Raubfische, wie den Hecht, gibt es nur in fließenden Gewässern, sehr großen Weihern und Seen. Bleibt nur der Fischreiher, der sich womöglich einmal einige Zierfische aus einem Naturteich holen mag. Das reicht aber bei weitem nicht, um deren Überhandnahme zu verhindern. Da Goldfische bis zu zehnmal pro Saison ablaichen, vermehren sie sich explosionsartig. Dagegen paaren sich z. B. Frösche nur einmal jährlich. Erdkrötenweibchen wandern sogar nur einmal alle zwei bis drei Jahre zur Paarung an ihre Laichgewässer (daher sind bei der jährlichen Krötenwanderung grundsätzlich sehr viel mehr Männchen als Weibchen unterwegs). Aus nur einer Handvoll ausgesetzter Goldfische werden in heimischen Amphibienlaichgewässern innerhalb weniger Jahre hunderte bis tausende Exemplare. Das Problem: Diese Fische sind Laichräuber. Sie fressen mit Vorliebe den Laich von Fröschen und Molchen. Den von Erdkröten mögen sie zwar weniger, verschlingen dafür aber später mit Vorliebe deren frisch geschlüpfte Kaulquappen.
Persönlicher Erfahrungsbericht
Als Beispiel möchte ich einen kleinen Waldteich in der Oberpfalz / Bayern aufführen (siehe Foto), den ich seit meiner frühen Jugend kenne und der für seine einmalig große und vielfältige Amphibienpopulation überregional bekannt ist. Noch bekannt ist, denn bald lebt dort kein einziger Lurch mehr. Vor ein paar Jahren hat dort jemand einige Goldfische und Schwarze Schleierschwänze ausgesetzt. Seither nimmt eine nahezu unaufhaltbare Katastrophe ihren Lauf. Mittlerweile wurden aus den ehemals wenigen Fischen mehrere Hundert. Man kann sie an windstillen, sonnigen Tagen, bei ruhiger Wasseroberfläche, mit klarem Blick bis auf den Grund des Waldteichs ungefähr abzählen. Unter anderen Voraussetzungen, bei eher trübem Wetter, Dämmerung oder Dunkelheit, könnte man dagegen meinen, dass weiterhin nur ein paar wenige Zierfische in dem Gewässer vorzufinden wären. Ein Trugschluss.
An dem idyllischen Waldteich treffen jedes Jahr zur Paarungszeit der Amphibien besonders viele Erdkröten ein, daneben einige Molche und mittlerweile selten gewordene Grasfrösche. Deren Laichballen wurden in den letzten Jahren zunehmend weniger. Vor zwei Jahren war dann, nach Abwanderung der Frösche, erstmals überhaupt kein Laich mehr vorzufinden. Den hatten die sich rasant vermehrten Fische da erstmals vollständig aufgefressen. 16 Grasfroschpaare konnte ich damals in einer Nacht beim Ablaichen an dem Waldteich zählen (die Tiere sind nachtaktiv). Die produzierten Laichballen (mehrere zehntausend Eier) überlebten nicht lang. Tagsüber konnte man den Fischen dabei zusehen, wie sie den Froschlaich fressen. Für den gesamten Laich benötigten sie nur etwa eine Woche, dann war restlos alles weg. Bis zum Schlupf der Frosch-Kaulquappen dauert es jedoch mindestens 10 bis 14 Tage. Somit keine Chancen mehr auf Nachwuchs für den Grasfrosch. Ein paar Jahre noch, dann wird auch diese Grasfroschpopulation ausgestorben sein (die letzte mir bekannte in weitem Umkreis). Erdkröten sind dort so zahlreich, dass sie vielleicht noch etwas länger überleben werden. Eines Tages werden aber auch die verschwunden sein und natürlich auch die Molche.
Amphibienschutz ad absurdum
Die während der jährlichen Amphibienwanderung durchgeführte Schutzarbeit an den Krötenzäunen nützt nur wenig bis gar nichts mehr, wenn Eier und Kaulquappen unserer heimischen Amphibien in immer mehr Laichgewässern von exotischen Zierfischen aufgefressen werden. In einem von invasiven Laichräubern befallenen Gewässer ist die jeweilige Amphibienpopulation mittelfristig verloren, da jedes Jahr ältere Lurche wegsterben, für die keine Jungtiere mehr nachkommen. Am Ende versterben dann schließlich auch alle Zierfische, weil mangels Amphibien kein Laich mehr als deren Nahrungsgrundlage produziert wird. Zum Teil kippen solche Gewässer aber auch schon früher komplett um, aufgrund der überhandnehmenden Ausscheidungen der sich rasant vermehrenden Fische. So werden aus amphibienreichen, heimischen Naturgewässern auf einige Jahre große, tote Pfützen.
Leider ist dieses Problem in der Bevölkerung noch immer viel zu wenig bekannt. Es fehlt hier an Bewusstsein, obwohl aufgrund der immer größer werdenden Problematik sich zunehmend auch die Medien mit dem Thema beschäftigen. In den letzten Jahren gab es Berichte über das Amphibiensterben durch ausgesetzte Goldfische von u. a. Süddeutsche Zeitung, Bayerisches Fernsehen und Schweizer Fernsehen. Naturschutzverbände wie WWF Österreich, NABU oder Bund Naturschutz haben auch bereits mehrfach informiert.
Was man tun kann
Wer Gold- oder andere Zierfische übrig hat, kann versuchen, sie mittels Kleinanzeigen, bei anderen Teichbesitzern, bei Züchtern oder im Zoohandel abzugeben. Eine weitere Möglichkeit ist die Anschaffung von Raubfischen, falls der Gartenteich dafür groß genug ist. Auf keinen Fall sollte man überschüssige Goldfische in freier Natur aussetzen. Damit tut man weder den Fischen, noch der Umwelt etwas Gutes. Wer plant einen Gartenteich anzulegen, sollte vielleicht überlegen auf Goldfische zu verzichten. Diese vermehren sich rasant, so dass es schnell zu viele werden können und man dann womöglich nicht mehr weiß wohin damit. Oder man plant direkt Raubfische für den eigenen Gartenteich mit ein.
Wer in heimischen Naturgewässern oder bekannten Amphibienlaichgewässern Gold- oder andere Zierfische entdeckt, sollte dies an lokale Naturschutzverbände (z. B. NABU, Bund Naturschutz) oder die jeweils zuständige Untere Naturschutzbehörde melden. Je nach Anzahl der Fische ist unter Umständen eine Entnahme durch Fachleute und freiwillige Helfer möglich. Dies ist allerdings i. d. R. mit hohem zeitlichem, personellem und finanziellem Aufwand verbunden, weshalb das nur relativ selten gemacht wird. Melden sollte man es trotzdem, vielleicht hat man ja Glück. Außerdem kann ggf. zumindest noch frischer Amphibienlaich durch Naturschützer gesichert und in anderen, noch fischfreien Gewässern ausgebracht werden. So kann ggf. eine Ersatzpopulation in einem neuen Gewässer aufgebaut werden. Frösche oder Kröten direkt umsiedeln funktioniert leider nicht, da sie ein Leben lang jedes Jahr zur Paarungszeit in ihre spezifischen Laichgewässer zurückwandern, in denen sie einmal geboren wurden. Sie verbleiben niemals in fremden Gewässern. Beim Zurückwandern in ihre Heimatgewässer können sie dann Fressfeinden oder dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Daher sollte man nie versuchen Lurche umzusiedeln. Das funktioniert nur mit Laich, solange die Tiere noch nicht geschlüpft sind.
Was läuft im Gartenteich anders?
Warum gibt es Gartenteiche mit Goldfischen, in denen Amphibien erfolgreich überleben? Das hat zwei Gründe. Künstlich angelegte Gartenteiche sind i. d. R. nicht sehr tief und haben, im Gegensatz zu den meisten Naturteichen, oft sehr flache Uferbereiche mit Bepflanzungen. Frösche und Kröten laichen instinktiv in diesen flachen, geschützten Bereichen, wo es Goldfische schwer haben hinzugelangen. Außerdem füttern viele Gartenteichbesitzer ihre Fische. Wenn Fische gefüttert werden, gehen sie nicht mehr an Amphibienlaich, da sie das Fischfutter bevorzugen und sich bereits daran sattfressen. Die erfolgreiche Koexistenz von Goldfischen und Froschlurchen im Gartenteich führt oftmals zu der Annahme, dass asiatische Zierfische auch in natürlichen Gewässern kein Problem darstellen würden. Dem ist aber leider nicht so. Daher bitte keine Goldfische (mehr) aussetzen, falls das schon einmal jemand gemacht haben sollte oder vielleicht noch vorhat. Dieser Artikel soll nicht anklagen, er dient der Aufklärung. Wissen ist Macht!
Wenn Euch dieser Text gefallen hat, wenn er für Euch interessant war und Ihr der Meinung seid, dass er auch andere interessieren könnte, dann teilt ihn bitte. Je mehr Menschen Bescheid wissen, je eher besteht die Chance dem Trend der überhandnehmenden Goldfischaussetzungen entgegenzuwirken.
Vielen Dank!
Borris vom Baumfrei-Team
Biotope schützen und weniger Müll produzieren – mit unserer biologisch abbaubaren
baumfrei Bambus Zahnbürste.
Weiterführende Links
“Goldfische verdrängen Amphibien aus heimischen Gewässern“.
Kurze Reportage des Bayerischen Fernsehens aus der Sendung Quer.
https://youtu.be/VZW3zpckPg0
“München warnt vor Goldfischplage”.
Artikel der Süddeutschen Zeitung.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/naturschutz-muenchen-warnt-vor-goldfisch-plage-1.3428881
“Gefährliche Goldfische – Falsch verstandene Tierliebe wird zur Bedrohung für die Natur”.
Artikel des WWF Österreich mit kurzem Videobeitrag.
https://www.wwf.at/artikel/warum-goldfische-in-der-wildnis-eine-bedrohung-fuer-heimische-flussoekosysteme-sind