Traumhaft gelegen zwischen Kalifornien und Hawaii könnte sie von der Lage her als echtes Südseeparadies durchgehen. Doch die Sache hat einen Haken: Statt aus Palmen und Sand besteht diese Insel aus Plastikflaschen, Elektroschrott und Autoreifen. Bei dem Great Pacific Garbage Patch handelt es sich um ein riesiges Müllfeld, das im Nordpazifik treibt. Es umfasst eine Fläche, die viermal so groß ist wie Deutschland.
Unserer Zivilisationsmüll ist längst zu einem globalen Problem ungeahnten Ausmaßes geworden. Der amerikanische Architekt Michael Reynolds macht aus dieser Not eine Tugend. Mit seinen Earthships baut er autarke Recyclinghäuser aus dem, was wir wegwerfen.
Vom Außenseiter zum internationalen Architekten
Den ersten Vorläufer seines Earthships setzt der heute 72-jährige Architekt bereits 1971 in den Wüstensand von New Mexico. Vorwiegendes Baumaterial: Alte Bierdosen. Auslöser für seine Vision vom Recyclinghaus war ein Fernsehbeitrag, der die Umweltverschmutzung durch Blechdosen thematisierte.
Seinerzeit berichten Medien über Reynolds als einen etwas schrulligen Idealisten. Auch aus der eigenen Zunft erfährt der amerikanische Architekt, Typ Altachtundsechziger mit Rauschebart und schulterlangen Haaren, überwiegend Gegenwind.
Heute, fast 50 Jahre später, sind Klimawandel und Umweltverschmutzung in den meisten Köpfen angekommen. Über Reynolds lacht keiner mehr. Im Gegenteil: Seine Earthships exportiert er in dir ganze Welt von Holland bis nach Jamaika.
Ein Haus, das sich selbst versorgt
Als Kern für die Wände eines Earthships dienen alte Autoreifen, die mit Sand gefüllt und anschließend mit Lehm verputzt werden. Sonst prägen natürliche Baustoffe das Erscheinungsbild: Holz, Lehm, Natursteine. Von außen erinnern die Ökohäuser an Hundertwasser mit ihren runden, organischen Formen.
Die meisten Earthships sind vollständig autark. Eine Glasfront auf der Südseite dient zur passiven Wärmegewinnung. Sonnenstrahlen gelangen durch die Glasscheiben in das Hausinnere. Den Weg nach draußen versperrt die Funktionsschicht des Glases. So entsteht eine Einbahnstraße für die Wärme, die ein klassisches Heizungssystem vollständig ersetzt.
Die Stromerzeugung erfolgt über Solarkollektoren auf dem Dach. In sonnenarmen Regionen kommen dazu auch kleine Windräder zum Einsatz.
Schön anzusehen und funktional – Das Blumenbeet
Wer ein Earthship betritt, dem wird das Blumenbeet im Hausinneren auffallen. Dieses dient weniger einem dekorativen Zweck, sondern in erster Linie einem ganz funktionalen. So fungiert es als natürliche Kläranlage. Hierhin gelangt das Regen- und Schmelzwasser, das in einem Auffangbecken auf dem Dach des Earthships gesammelt wird. Nach einer Klärung durch die Kies- und Sandschichten des Blumenbeets gelangt es in den Wasserkreislauf des Hauses. Das so gewonnene Brauchwasser durchläuft den Versorgungskreislauf bis zu viermal, bevor es zur Bewässerung des hauseigenen Gartens nach außen gelangt.
Earthships in Deutschland
Mit seinem Unternehmen Earthship Biotecture bietet Reynolds sein Knowhow als Architekt heute auf der ganzen Welt an. Doch was die Auswahl seiner Kunden angeht, ist er wählerisch. Eine Idee muss ihn überzeugen, so sein Credo, Geld sei dabei nicht wichtig.
Neben privaten Bauprojekten kamen Earthships bisher auch als Notunterkünfte bei Naturkatastrophen in Haiti und Indien zum Einsatz sowie als Waldorfschule in Sierra Leone. Bis heute wurden etwa 1.000 Earthships weltweit gebaut.
Mit dem Ökodorf Schloss Tempelhof in Baden-Württemberg sind 2015 die Bauarbeiten für das erste Earthships auf deutschen Boden gestartet. Es handelt sich dabei um das Gemeinschaftsprojekt der dort lebenden Gemeinde aus etwa 150 Mitgliedern. Es soll nach Fertigstellung autarken Wohnraum für 25 Personen bieten.
Über die Autorin
Mit meiner Tätigkeit als Online Redakteurin bei Modulheim.de vereine ich meine beiden großen Leidenschaften: Das Schreiben und mein Interesse für Nachhaltigkeitsthemen. Davor habe ich Kommunikations- und Sozialwissenschaften an der Universität Köln studiert.
Modulheim.de ist ein unabhängiges Portal für alternative Immobilien wie Modulhäuser, Tiny Houses und Wohncontainer.
Ist Euch mal aufgefallen, dass wir außerhalb von Parks und Grünanlagen viele Bäume in unseren Städten haben? Ihr kennt sicher alle die tollen Gärten in den Wohngebieten und Siedlungen, in denen der Besucher oder Spaziergänger den Eindruck bekommt, er macht einen Ausflug in den Wald. Dunkle, hohe Bäume stehen in den Ecken, Fichten und Buchen …
Heute lade ich dich ein, in meine privaten Gemächer. 🙂 In diesem Blogartikel erfährst du zudem, wie du selber nachhaltig und minimalistisch wohnen kannst. Hier kannst du dir meine Wohnung erstmal angucken! Nach einer Zeit in Berlin (wohin ich mit nur 6 Bananenkartons meiner Sachen hingezogen bin) habe ich danach einige Monate in meiner Heimat …
Nein, wir nehmen den Pandas NICHT ihr Essen weg! Der Panda lebt von kleinen Bambusarten, während unser Papier aus einer sehr großen Bambusart hergestellt wird. Zudem wird der Bambus für unser Papier weit entfernt vom Lebensraum des Pandas angepflanzt. Hier seht ihr deutlich, dass Pandas kleine Bambussorten fressen: http://cdn4.spiegel.de/images/image-272553-panoV9free-tmwh.jpg Und hier seht ihr einen Riesenbambus. …
Heute möchte ich mich mit dem Thema „Wir und unser Klopapier“ beschäftigen. Papier gehört zu unseren wertvollsten Rohstoffen. Es wird in solchen Mengen produziert, dass dafür aber sehr viel mehr Bäume gefällt werden, als aufgeforstet werden. Außerdem benötigen wir unsere Bäume für andere Zwecke dringender. Sie sind unser Sauerstofflieferant und bauen CO² ab. Durch die …
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Earthships – Aus der Not eine Tugend: Autarke Häuser aus Wohlstandsmüll
Traumhaft gelegen zwischen Kalifornien und Hawaii könnte sie von der Lage her als echtes Südseeparadies durchgehen. Doch die Sache hat einen Haken: Statt aus Palmen und Sand besteht diese Insel aus Plastikflaschen, Elektroschrott und Autoreifen. Bei dem Great Pacific Garbage Patch handelt es sich um ein riesiges Müllfeld, das im Nordpazifik treibt. Es umfasst eine Fläche, die viermal so groß ist wie Deutschland.
Unserer Zivilisationsmüll ist längst zu einem globalen Problem ungeahnten Ausmaßes geworden. Der amerikanische Architekt Michael Reynolds macht aus dieser Not eine Tugend. Mit seinen Earthships baut er autarke Recyclinghäuser aus dem, was wir wegwerfen.
Vom Außenseiter zum internationalen Architekten
Den ersten Vorläufer seines Earthships setzt der heute 72-jährige Architekt bereits 1971 in den Wüstensand von New Mexico. Vorwiegendes Baumaterial: Alte Bierdosen. Auslöser für seine Vision vom Recyclinghaus war ein Fernsehbeitrag, der die Umweltverschmutzung durch Blechdosen thematisierte.
Seinerzeit berichten Medien über Reynolds als einen etwas schrulligen Idealisten. Auch aus der eigenen Zunft erfährt der amerikanische Architekt, Typ Altachtundsechziger mit Rauschebart und schulterlangen Haaren, überwiegend Gegenwind.
Heute, fast 50 Jahre später, sind Klimawandel und Umweltverschmutzung in den meisten Köpfen angekommen. Über Reynolds lacht keiner mehr. Im Gegenteil: Seine Earthships exportiert er in dir ganze Welt von Holland bis nach Jamaika.
Ein Haus, das sich selbst versorgt
Als Kern für die Wände eines Earthships dienen alte Autoreifen, die mit Sand gefüllt und anschließend mit Lehm verputzt werden. Sonst prägen natürliche Baustoffe das Erscheinungsbild: Holz, Lehm, Natursteine. Von außen erinnern die Ökohäuser an Hundertwasser mit ihren runden, organischen Formen.
Die meisten Earthships sind vollständig autark. Eine Glasfront auf der Südseite dient zur passiven Wärmegewinnung. Sonnenstrahlen gelangen durch die Glasscheiben in das Hausinnere. Den Weg nach draußen versperrt die Funktionsschicht des Glases. So entsteht eine Einbahnstraße für die Wärme, die ein klassisches Heizungssystem vollständig ersetzt.
Die Stromerzeugung erfolgt über Solarkollektoren auf dem Dach. In sonnenarmen Regionen kommen dazu auch kleine Windräder zum Einsatz.
Schön anzusehen und funktional – Das Blumenbeet
Wer ein Earthship betritt, dem wird das Blumenbeet im Hausinneren auffallen. Dieses dient weniger einem dekorativen Zweck, sondern in erster Linie einem ganz funktionalen. So fungiert es als natürliche Kläranlage. Hierhin gelangt das Regen- und Schmelzwasser, das in einem Auffangbecken auf dem Dach des Earthships gesammelt wird. Nach einer Klärung durch die Kies- und Sandschichten des Blumenbeets gelangt es in den Wasserkreislauf des Hauses. Das so gewonnene Brauchwasser durchläuft den Versorgungskreislauf bis zu viermal, bevor es zur Bewässerung des hauseigenen Gartens nach außen gelangt.
Earthships in Deutschland
Mit seinem Unternehmen Earthship Biotecture bietet Reynolds sein Knowhow als Architekt heute auf der ganzen Welt an. Doch was die Auswahl seiner Kunden angeht, ist er wählerisch. Eine Idee muss ihn überzeugen, so sein Credo, Geld sei dabei nicht wichtig.
Neben privaten Bauprojekten kamen Earthships bisher auch als Notunterkünfte bei Naturkatastrophen in Haiti und Indien zum Einsatz sowie als Waldorfschule in Sierra Leone. Bis heute wurden etwa 1.000 Earthships weltweit gebaut.
Mit dem Ökodorf Schloss Tempelhof in Baden-Württemberg sind 2015 die Bauarbeiten für das erste Earthships auf deutschen Boden gestartet. Es handelt sich dabei um das Gemeinschaftsprojekt der dort lebenden Gemeinde aus etwa 150 Mitgliedern. Es soll nach Fertigstellung autarken Wohnraum für 25 Personen bieten.
Über die Autorin
Mit meiner Tätigkeit als Online Redakteurin bei Modulheim.de vereine ich meine beiden großen Leidenschaften: Das Schreiben und mein Interesse für Nachhaltigkeitsthemen. Davor habe ich Kommunikations- und Sozialwissenschaften an der Universität Köln studiert.
Modulheim.de ist ein unabhängiges Portal für alternative Immobilien wie Modulhäuser, Tiny Houses und Wohncontainer.
Auch eine Art weniger Müll zu produzieren!
Unsere baumfrei Bambus Zahnbürste.
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